Kleine Geschichte vom Bier

Man stelle sich vor …

Ein Staat, in dem Bier das Grundnahrungsmittel Aller ist; wo Arbeiter, Beamte und Soldaten mit Bier entlohnt werden; wo man den Kindern Bier zu trinken gibt, den Toten legt man es in den Sarg, damit es sie auch in der Nachwelt nicht dürstet … Das Brauen unterliegt staatlichem Monopol, damit das Bier günstig bleibt; Wirte, die gepanschtes Bier ausschenken, werden streng bestraft …

Wunschdenken? Stammtischphantasien?

Mitnichten: So lebte man im Ägypten des 17. Jahrhunderts vor Christus.

Natürlich habe ich, um der Rhetorik willen, die Daten ein wenig angepasst – so darf man das Wort „Arbeiter“ durch „Sklaven“ ersetzen, und „streng bestraft“ meint den Tod in verschiedenen Varianten der Grausamkeit. Gut davongekommen war ein Wirt, den man in seinem eigenen Gepanschten ersäufte.

Biergeschichte

Erfunden worden ist das Bier aber noch viel früher. Im mesopotamischen Raum scheint es schon im 35. Jahrhundert vor unserer Zeit beliebt gewesen zu sein; man hat Abbildungen bierseliger Sumerer aus dem 30. Jahrhundert gefunden, und im berüchtigten Babylon waren immerhin 20 Sorten im Umlauf.

Von den Germanen ist der Biergenuss im 16. Jahrhundert vor Christus bekannt. Nun hatten die Germanen aber wenig Kontakt mit dem vorrömischen Babylonien – man geht daher davon aus, dass das Bier in der Geschichte der Menschheit gleich mehrfach erfunden worden ist. Die Gärungsprozesse in feuchtem Brot mögen den Anstoß gegeben haben.

Der römische Historiker Tacitus räumt in seiner Germania ein, die rauen Nordmänner hielten zwar Hunger und Kälte aus, nicht aber Durst. Im römischen Imperium dagegen wurde, obwohl das Bier zu Hochzeiten durchaus populär war, lieber Wein getrunken.

Im Mittelalter war Bier wiederum Grundnahrungsmittel, auch für Kinder, da der Alkoholgehalt geringer war als heute. Dennoch lebten die Menschen, bei einem täglichen Konsum von ein bis drei Litern, wohl jahrhundertelang in einem konstanten Rausch. Einen „Rausch der Nüchternheit“ bejubelte Voltaire erst im 18. Jahrhundert, als der Kaffee eingeführt wurde. Bemerkenswerterweise wurde erst jetzt die Mathematik so richtig kompliziert.

Die Neuzeit hat den Biergenuss in einem gewissen Rahmen kultiviert. So erließ Wilhelm IV. 1516 das berühmte Reinheitsgebot, an das sich heute freilich kaum jemand hält, und im 19. Jahrhundert erfand Josef Groll das bekömmliche Pils.

Vom Bürgerkrieg

Seit dem frühen Mittelalter lässt sich beobachten, dass steigende Bierpreise zu Unruhen in der Bevölkerung führen können. Die sogenannte „Salvatorschlacht“ von 1888 soll beispielsweise aus Empörung über die Wucherpreise der Schankwirte ausgebrochen sein.

Nun haben die Bierbrauer am 8. November 2007 verkündet, dass der Bierpreis in Deutschland nicht haltbar sei; vielmehr innerhalb der nächsten fünf Jahre um bis zu 40% steigen werde…

Ob es zum Bürgerkrieg kommt, zu Palisadenkämpfen und Standrecht, weiß ich nicht; fest steht, dass eines der Lieblingsgetränke der Deutschen gerade harten Zeiten entgegensieht …

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7 Kommentare

  1. Benedetta sagt:

    Deine Beiträge sind echt super interessant!! Ich interessiere mich *eigentlich* gar nicht so sehr für dieses Thema, aber hier zu lesen macht RICHTIG SPASS!!

  2. Jo sagt:

    Hallo alle zusammen,
    ein Brauer meinte neulich mal, dass es eine Ausbildungsordnung für Brauer gibt und in der steht wohl, dass Lehrlinge geschlagen und zur Not getötet werden dürfen. Leider finde ich den Text nirgends. Kann mir vielleicht einer helfen?

    Vielen Dank schon jetzt!

  3. Ariane sagt:

    Hallo Johannes,

    das klingt für mich nach einer ziemlich alten Zunftregel 😉 Heutzutage dürfte das nicht mehr gelten, aber solche traditionellen Berufe wie die des Brauers berufen sich ja gerne auf die traditionellen Regeln ihrer Zunft, die meistens im Mittelalter erstellt wurden. Ich werd mal schauen, ob ich fündig werde, spannend klingts allemal 🙂

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